FROETSCHER LICHTENWAGNER
ARCHITEKTEN ZT GMBH

Wohnen am Park, Freiburg

Licht und Luft in der Drei-Ähren-Straße

STÄDTEBAU

Neuinterpretation der Zeilenstruktur

Die Bestandszeilen bestehen aus drei Häusern mit jeweils eigenem Treppenhaus und Eingang. Durch Verdoppeln der schlanken Zeilen und  Rücken-an-Rücken Anordnung gewinnen die Baukörper an Kompaktheit und Effizienz hinsichtlich Erschließung mit nur einem Lift pro Haus. Es entstehen zusammengesetzte Volumen mit weiterhin ablesbarer Zeilenstruktur.

Durch Teilen der schlanken Zeilen dringt Tageslicht in die Erschließungsflure, die sich an diesen Stellen zu Kommunikationsflächen erweitern.  Hier können die Bewohner kurz verweilen, sich treffen, Vögel beobachten oder einfach einen Ausblick in die Baumkronen mitnehmen. Mit der jeweiligen Position des Ausschnittes kann auch auf Bestandsbäume reagiert werden.

Bestehende städtebauliche Körnung respektieren

Die schlanken Zeilen sind ein Charakteristikum des Bebauungsplanes aus den späten 50er Jahren, ebenso wie das daraus resultierende Freiraumprinzip des fließenden Grünraums. Diese Charakteristika schaffen eine eigene Identität, die erhalten werden sollte.

Qualitäten des Bestands fortschreiben

Die Bestandsgebäude haben neben ihren, aus heutiger Sicht, offenkundigen Defiziten auch identitätsstiftende Qualitäten: belichtete Treppenräume, abtrennbare Küchen mit angeschlossener Loggia, rationale Gebäudestruktur mit gut proportionierten Zimmern.  Diese Qualitäten sollen im Neubau fortgeschrieben und womöglich ausgebaut werden.

 

FUNKTIONALE ASPEKTE

Etappierung – Umzugsketten

Beim Abbruch der ersten Zeile müssen jedenfalls Übergangsquartiere für die 18 Wohnungen geschaffen werden. Nach Errichtung des 1. Bauabschnittes stehen bereits 34 neue Mietwohnungen zur Verfügung sodass auch die mittlere Zeile umgesiedelt werden kann.  Dann kann die mittlere Zeile abgebrochen und neu gebaut werden. Es entstehen 20 Mietwohnungen, die gleich von den verbleibenden 18 Wohnungen der letzten Zeile übernommen werden können. In der dritten Etappe werden dann die restlichen Eigentumswohnungen errichtet.

Mobilität

Die Einfahrt  der Tiefgarage liegt möglichst nahe zur Kreuzung um keinen zusätzlichen Verkehr in der Drei-Ähren-Straße zu erzeugen und den tiefsten Punkt des Grundstückes für die Abfahrt zu nutzen. Die Garage selbst ist klar und übersichtlich organisiert und wird mit den jeweiligen Bauetappen verlängert. Die Lage ist so gewählt, dass möglichst wenige Bäume geopfert werden müssen. Die erforderlichen Fahrradstellpätze sind alle im EG untergebracht. Die Kellerräume sind so dimensioniert, dass bei Bedarf Räder eingestellt werden können.

Grundrisstypologie: Klar geschnitten und maßgeschneidert

Die lineare Erschließung ermöglicht eine klare Typologie mit möglichst gleichwertigen Wohnungen in allen Größen und einem durchgehenden Prinzip: Alle Zimmer seperat begehbar (keine gefangenen Räume), abtrennbare Küchen mit Fenster und Ausgang auf eine Loggia,  Alltagstauglichkeit durch klar geschnittene Grundrisse und gut proportionierte Räume. Durch die Teilung der Baukörper entstehen mehrheitlich Eckwohnungen mit Licht und Luft von zwei Seiten. Der Wohnungsschlüssel ist für beide Trägeschaften exakt abbildbar.

 

ARCHITEKTONISCHE ASPEKTE

Offen zum Park  – Filter zur Straße

Der Charakter des Freiraums als Landschaftsparks soll weitgehend erhalten bzw. gestärkt werden. Im Süden fließt der Park zwischen die Zeilen herein, im Norden, zur Straße soll ein durchlässiger Filter den Raum begrenzen: Die sog. Frontrooms sind weiter gedachte Fahrradräume: luftig, durchlässig und prominent situiert, sollen sie die Bedeutung des Radfahrens  als zeitgemäße und nachhaltige Mobilitätsform hervorheben und den Umstieg vom Auto befördern. Mit kleiner Werkstätte und Sitzgelegenheiten sollen sie zum informellen Kommunikationsort der Bewohner werden.

Fassade und Materialität

Die Baukörper sowie alle Ausbauteile der Fassade sind in abstraktem Weiß gedacht, in wohl kalkulierter Differenz zu der üppig grünen Umgebung, die hier die Hauptrolle spielt. Die Doppelfenster laufen hinter der Fassade durch und nur in der Fassadenebene durch verputzte Fassadenformteile geteilt. Zusammen mit den schlanken Stützen der Loggien soll eine feingliedrige Fassade entstehen die die klaren Volumen der Baukörper betont. Der Flachbau zur Straße soll möglichst leicht und durchlässig erscheinen: Konstruktion und Fassadenpaneele aus Holz, weiß lasiert, die großzügigen Verglasungen mit ihren teilweise farbigen Glaselementen sollen eine spielerische und freundliche Atmosphäre vermitteln und dadurch Austausch und Kommunikation fördern.

Ökologische Aspekte: einen Beitrag zur Biodiversität leisten

Die Einschnitte in den Zeilen bringen nicht nur Tageslicht in die Erschließungszone, sondern dienen auch als Ausblick und Vogelwarte. Artgerechte Nisthilfen und Futterplätze sowie Insektenhotels sollen Habitate für Vögel, Fledermäuse und Insekten bereitstellen und dadurch das Bewusstsein für dieses Thema schärfen – ein Beobachtungsposten für alle Bewohner. Die anschließenden Dachflächen mit der extensiven Dachbegrünung. Substratanghügelungen, Totholz- und Steinstrukturen sowie vegetationsfreie Stellen bilden zusätzlichen Lebensraum für Bodenbrüter und Insekten. Die Kräuter-Gräser-Sedum-Begrünung ermöglicht eine Kombination mit den ebenfalls am Dach befindlichen PV Elementen.

Soziale Aspekte: Fahrradraum mit Mehrwert

Den Fahrradräumen mit ihrer gläsernen Front zur Drei-Ähren-Straße kommt bei diesem Projekt eine besondere Bedeutung zu. Sie sind architektonisch mit dem Eingang verbunden und bilden einen sogenannte. „front room“. Im anglikanischen Raum versteht man darunter einen der Straße zugewandten Empfangs‐ oder Wohnraum, oft für spezielle Anlässe genutzt. In diesem Fall geht es um weiter gedachte Fahrradräume: luftig, durchlässig und prominent situiert, sollen sie die Bedeutung des Radfahrens  als zeitgemäße und nachhaltige Mobilitätsform hervorheben und den Umstieg vom Auto befördern. Mit kleiner Werkstätte und Sitzgelegenheiten können sie zum informellen Kommunikationsort der Bewohner werden.

Ökonomische Aspekte: Effiziente Erschließung –  wirtschaftliche Bauweise

Durch die gewählte Erschließung ist jeweils nur ein Lift je Haus erforderlich. Eine zweite Treppe erspart den zweiten Rettungsweg über Rettungsgeräte der Feuerwehr. Dadurch kann der Freiraum geschont und die versiegelte Fläche minimiert werden.

Die Grundrisse sind so konzipiert dass der Wohnungsschlüssel mit Regelgeschoßen erreicht werden kann und somit kein konstruktiver Wechsel erforderlich wird. Simples konstruktives System durch tragende Außenwand und Flurwand, Queraussteifung durch Wohnungstrennwände. Die regelmäßigen und parallelen Zuschnitte der Grundrisse bieten sich für wirtschaftliche Elementdecken an.

Credits

Team FLA: Dorotea Malnar, Kardelen Karakartal

Visualisierung: ©Roman Flenreisz

Freiraum: bbz Freiburg

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